Mittwoch, 7. September 2011

181 Tage .. und was bleibt? (ein kleiner Nachtrag)

... diese Frage habe ich mir in der letzten Zeit tatsächlich ziemlich häufig gestellt. Inzwischen bin ich nämlich seit ziemlich genau 4 Wochen wieder im Lande und es ist schon wieder so rasend viel passiert. Manchmal habe ich das Gefühl selbst nicht ganz hinterher zu kommen und die ganzen Veränderungen eher passiv von außen betrachten zu können. Ich habe mich unendlich auf meine Heimkehr gefreut... doch dauert es tatsächlich eine ganze Weile bis man nicht mehr nur körperlich angekommen ist! 

Es kommt mir jetzt schon so vor, als läge diese unglaubliche Zeit schon ewig hinter mir... Und die Erinnerungen beginnen zu verschwimmen... als würden die strahlenden Farben in all den Fotos verblassen und alles wäre nur eine schwarz-weiße Erinnerungsflut...


Ich muss mir tatsächlich immer wieder bewusst machen, was ich da erlebt habe... wenn ich dann jedoch nach und nach die (zugegebenermaßen) enormen Berge und Tonnen von Bildern durchsehe, wird mir oftmals erst bewusst, was für ein Glück ich hatte... 

Ich durfte auf iedem anderen Kontinent in einem fremden Lande bei einer wundervollen Gastmutter in einem fremden Land auf einem anderen  Kontinent leben... hatte die Chance eine mir bis dato - bis auf das Touristen-Mallorca-Vokabular - vollkommen fremde Sprache in einem lebendigen Umfeld lebensnah zu erlernen und anzuwenden...

Es freut mich außerdem, dass ich die einmalige Chance hatte, in einer tollen Schule mit Kindern verschiedenen Alters, in kleinenren Projekten zusammen zu arbeiten, wobei mir keinerlei Vorgaben gemacht wurden und ich mich als angehende Lehrerin völlig austoben konnte... 

Hier ein kleines Video, was mit einigen Schülern der 4. Klassen mit ziemlich viel Spaß an der Sache entstanden ist ;-) 



... darüber hinaus habe ich aber auch  Bekanntschaft mit Heimweh gemacht und allzuoft gespürt, wer mir in der Ferne wirklich fehlt und wie es sich anfühlt so weit weg von zu Hause zu sein... dabei habe ich so viele unglaublich tolle Menschen kennen und schätzen gelernt, die sich in meinem Herzchen eingenistet haben und die ich furchtbar vermisse.

Nicht zu letzt konnte ich auch so unendlich einmalig atemberaubende Schätze der Natur erkunden, Plätze und Ortschaften sehen und spüren, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals würde sehen können... neben meiner Zeit in Kolumbien konnte ich auch einen Touren in den Süden nach Peru in den Dschungel und nach Mexiko in die Supermetropole, aber auch ins faszinierend schöne Zentralamerika- nämlich in die abenteuerliche Welt Costa Ricas und das faszinierende Panama - machen und habe dabei die buntesten und spannendsten tage erleben dürfen... 

Vor allem in den letzten Wochen konnte ich dann Kolumbien noch intensiver kennenlernen und spüren, indem ich ins Landesinnere - also nach Bogota (die kulturelle, vebrierende und vor allem angenehm kalte Hauptstadt), Cali (die Hauptstadt der Salsa... also nicht so mein Ding ;-) ), nach Medellin (die unglaublich schöne und wahnsinnig spannende Stadt "des ewigen Frühlings" und nicht zuletzt in die atemberaubend schöne Kaffeezone gereist bin. 
Bei diesen Reisen hat sich erst die wahre Mentalität der wirklich warmherzigen und offenen Kolumbianer offenbart... ich wurde überall unglaublich herzlich und hilfsbereit behandelt und habe wahnsinnig lustige und echt nette Menschen, allein mit Hilfe meiner dürftigen Spanischkenntnisse, kennen lernen dürfen! Egal wohin ich kam, oder wo ich saß, ob für wenige Minuten in einer Gondel oder für 9h in einem engen Bus... man kam so schnell ins Gespräch und es kam nicht selten vor, dass man auch gleich der gesamten Familie vorgestellt, ins Haus zum Essen eingeladen und auch vielen Fotos verewigt wurde... mein persönlicher kleiner Höhepunkt war dabei, wie ich einer Busbesatzung den Text von Mathias Reims "Verdammt ich lieb' dich..." beigeracht und natürlich übersetzt habe! :-)

... In meinem ganz persönlichen Herzensprojekt, habe ich gemeinsam mit der unglaublichen Unterstützung und Hilfe von Familie und Freunden in der Ferne ein paar Schülern einer öffentlichen Schule den Schulalltag vielleicht ein wenig angenehmer gestalten können. 

Nun ja, lernen, pauken und fleißig sein, müssen sie wohl immer noch, aber vielleicht hilft ihnen ja der frische Wind nun dabei... denn durch die gesammelten Spenden konnten in für die Klassenräume der gesamten Schule Ventilatoren besorgt und installiert werden... zum Schluss gab es dann noch eine tolle Grundausstattung für die 1. und 2. Klasse (von Bastelmaterial über Farben, Scheren und Hefte...). 

Die Freude und die grenzenlose Dankbarkeit der Schüler und Lehrer war unermesslich und ist kaum in Worte zu fassen!








Hat es sich denn nun aber wirklich gelohnt, mein Studium zu unterbrechen, 
meine Lieben zurück- und meine Heimat für eine Weile zu verlassen? 

Wen hätte es überrascht, aber ich kann diese Frage einfach nur mit einem fröhlichen JA - welches von einem seligen Lächeln begleitet wird - beantworten!  Ich werde diese ganz besondere Zeit in der Ferne niemals vergessen (wenn auch mein kümmerliches Spanisch leider schon jetzt zu rosten beginnt...). 
Kulturweit ist das Beste was mir je passiert ist und ich bin unendlich froh und dankbar, all diese wahnsinnig schönen und spannenden Erinnerungen nun in mir zu tragen... 

Falls nun aber jemand Angst bekommt, dass ich gleich wieder abhauen möchte oder nun endgültig vom Fernweh gepackt bin, so kann ich nur beruhigen... mir reichts nun quasi auch erstmal... und ich freue mich so sehr daruf,  endlich mein Studium weiter und zu Ende zu bringen und einen geregelten Alltag zu leben.

Denn OH JA... neben all den tollen Erfahrungen hat mir so einiges verdammt gefehlt: diese Liste fängt bei meinen Liebsten an und geht weiter mit herrlich saftigem Körnerbrot, dem herrlich erfrischend direkten berliner Umgangston, stinknormaler schnöder Buttermilch, angenehmen und kühlen  Nachttemperaturen, salsafreier Rockmusik, herzhaft-süßem Pflaumenmus, dem unersetzlichen und einmalig schönen berliner Fernsehturm, Bahn und Bus fahren egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, sich Essen zu kochen ohne dabei schon zu schwitzen, ekelhaft buntem und künstlich süßen Knusperreis, der einzigartigen berliner Currywurst, dem unvergleichlichen schönen Gefühl mit einer dicken Decke eigemummelt zu schlummern, dem Genuss von Tageslicht auch bis weit nach 18 Uhr, dem berliner S-Bahn-Tür-Schließ-Signal,   sich anzuziehen ohne gleich  zu schwitzen, der herrlichen gebotenen Abwechslung durch unsere wundervollen Jahreszeiten... und achja habe ich schon jegliche Tätigkeiten OHNE zu schwitzen erwähnt??? ;-)


Also mal im Ernst... ich freue mich unendlich wieder hier zu sein... grüße aber alle meine Lieben in der Ferne und sage nochmal, dass ich diese unendlich tolle Zeit in diesem spannenden Land, mit seiner faszinierenden Kultur und den warmherzig-offenen Menschen im Leben nicht missen, noch vergessen möchte... 

Ich DANKE meinen lieben treuen Lesern, für die tollen und lieben Kommentare, meinen Unterstützern und Helfern für die Hilfe bei der kleinen Spendenaktion und einfach allen die über diese lange lange Zeit immer wieder an mich gedacht haben und auch an den schweren Tagen so für mich da waren... :-) 



Ganz ganz liebe Grüße, 
eure Jette :-)


  

P.S. wenn ihr gaaaanz lieb bitte bitte sagt, gibts in den nächsten Tagen vielleicht doch noch ein oder zwei... oder drei oder auch 10 Bilder zu sehen... ich glaub ein paar weeeenige habe ich noch nicht gezeigt ;-)