Mittwoch, 9. März 2011

Angekommen?

Seit dem letzten, doch etwas nachdenklichen und vielleicht sogar traurigen Posteintrag ist einiges passiert... 


Am Sonntag konnten wir einen weiteren Karnevalsumzug erleben. Dies Mal durften wir auf einer der zahlreichen Tribünen sitzen, die entlang der Strecke aufgebaut wurden. Die Stimmung war ausgelassen und sehr fröhlich und so haben wir doch noch einen schönen Eindruck vom bunten Treiben dieses Weltkulturerbes erhaschen können.



Der große Renner im Publikum sind Schaum-Spühflaschen. Klingt komisch ist aber genau so: Die Zuschauer haben einen Heidenspaß daran, sich gegenseitig möglichst intensiv und großflächig mit einem süßlich riechenden Schaum voll zu sprühen. Ja, auch wir kamen natürlich auch nicht drum herum, dieses einmalig schöne Erlebnis auf der eigenen Haut zu spüren... dank der Hitze ist das jedoch nicht so tragisch und eher ein wenig erfirschend ;o) Weniger schön, zum Glück aber auch weitaus seltener zu beobachten, sind die Mehlschlachten, bei denen das Gegenüber eine Handvoll Mehr im gesicht verrieben bekommt. Prima oder? :o)
Am Tag darauf dann haben wir quasi den letzten Umzug "geschwänzt" und sind mit dem Taxi für umgerechnet etwas mehr als 3 Euro an den etwa 30min entfernten Strand gefahren. Nachdem zunächst einmal keiner der angehaltenen Taxifahrer das benannte Ziel kannte, oder sich weigerte uns dorthin zu bringen, fand sich schlißelich doch ein Chauffeur, welcher uns jedoch prompt an den "falschen" Strand brachte. Hier fühlte ich mich leider wieder schrecklich unwohl und wollte eigentlich nur ganz schnell wieder weg. Der Sand war tiefschwarz und gesäumt von Müll und Dreck. Die Menschen, die bereits am Strand verweilten, hielten sich unter kleinen strohbedeckten zeltähnlichen schattigen Plätzen auf und beäugten uns neugierig. Nach ein paar Metern fanden wir einen Restaurantangestellten, der uns den Weg zu unserem eigentlichen Ziel beschreiben konnte. Wieder an der Straße bestiegen wir das nächstbeste Taxi und waren 5min später an einem Hotelstrand angekommen. Hier musste man "Eintritt" (dieser war gleichzeitig eine Art Mindestverzehr) bezahlen und wurde sogar namentlich registriert. An dem kleinen palmenbestandenen Strandabschnitt standen dann Plastikstühle und Sonnenschrirme bereit, und wir ließen uns glücklich nieder.
Es muss wahnsinnig abgehoben und überheblich arrogant klingen, aber vielleicht kann man das Gefühl auch ein wenig nachvollziehen: Hier fühlte ich mich nun zum allerersten Mal, seit meiner Ankunft in Kolumbien wirklich so richtig sicher und unglaublich wohl. Ich hatte keine Angst um mein Hab und Gut, fühlte mich nicht sonderlich beobachtet und konnte tatsächlich alles so richtig entspannt genießen. Das waren schöne Stunden und ich habe das Gefühl, erst da richtig angekommen zu sein.



Das leckere und erfrischende kolumbianische Bier war dann nur das klitzekleine i-Tüpfelchen für diesen perfekten kleinen Ausflug!
Und oh wie schön... das Beste kommt ja erst noch: Heute hatte ich meinen ersten richtig echten kolumbianischen Schultag! :o)

Um kurz nach sechs erreichten wir das Schulgelände. Der Unterricht beginnt hier nämlich bereits kriminellerweise jeden Morgen um 7Uhr! Auch wenn die Äugleich der Schüler - wie aber auch die der Lehrer - zu jener fast noch nächtlichen Zeit kaum geöffnet sind, macht dies mehr als Sinn. Denn spätestens ab der dritten Stunde dann, ist es draußen schon so heiß, dass die Köpfe nicht nur vom Lernen dampfen sondern wohl überkochen würden! 
Heute also sollte ich zum ersten Mal mit der deutschen Lehrerin hospitieren und in den Unterricht gehen. Ich war doch ganz schön aufgeregt und gespannt was da auf mich zukommen würde. 

Und was soll ich sagen: Besser hätte es gar nicht laufen können. Ich habe 5 Unterrichtsstunden miterleben können und dabei die drei ersten Klassen, eine vierte und zwei Kindergartengruppen kennenlernen dürfen. Zum beginn einer jeden Stunde wurde ich den Schülern vorgestellt. Anschließend durften sie mich mit ihren Fragen löchern. Auf deutsch natülich, denn: "Liebe Schüler, dieses Mädchen spricht leider so gut wie kein Spanisch!" (Erstaunte und überraschte Kindergesichter...) Bald kamen zögerlich die ersten Fragen nach dem Namen und dem Alter, teilweise sogar schon nach den Vorlieben oder Hobbies. Nach und nach tauten die Schüler auf. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Klassen kennenzulernen und meine Angst, sie würden sich vor lachen krümmen und mit de, Finger auf mich zeigen, weil ich nur so bruchstückhaft Spanisch spreche, hat sich zum Glück auch nicht erfüllt. 


Der krönende Abschluss für diesen ersten harten Arbeitstag war das Einstandgrillen vom neuen Direktor, an dem wir Freiwilligen auch teilnehmen durften. und da gestern ja Weltfrauentag war, wurde die weibliche Lehrerschaft auch - wie es sich anscheinend gehört - von den Männern fürstlich bedient und verwöhnt.

Der Ausblick aufs Meer, selbstgespielte spanischsprachige Musik, die erfrischende Meeresbrise, nette Gespräche mit den neuen Kollegen und einfach Vorfreude auf die Zeit die nun vor mir liegt, runden diesen schönen Tag perfekt ab!
P.S. Vielen lieben Dank für die lieben und spannenden Kommentare... ohne die würde ich mich vermutlich wie so ein Radiomoderator fühlen, der ja auch nie weiß, ob und wenn ja wer seine Sendung so mag oder hört... Also bitte nur weiter so! Ich freue mich riesig über eure Grüße und das Feedback! :o)

7 Kommentare:

  1. Soviel bunt, ach is dit schön ;-)

    Ich drück mal die Daumen, dass sich das Sicherheitsgefühl in der nächsten Zeit weiter ausbaut, damit du die Zeit da so richtig genießen kannst :)

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  2. Me gusta leer tu blog!
    Todo debe ser muy emocionante para usted.

    Diviértete continúa!
    José!

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  3. Jettchen...das klingt zu schön <3 Ich freu mich, dass du dich langsam einlebst! Die Fotos sind so schön bunt und versüßen mir den grauen Arbeitsalltag! Genieß die Zeit...es wird die Beste deines Lebens sein. Drück dich feste, Janine

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  4. P.S.: Du darfst übrigens auch meinen Blog verfolgen ;)

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  5. Das liest sich doch gleich viel schöner!!! Ich hoffe Du wirst noch viele schöne Unterrichtsstunden geben und Dein Spanisch aufpolieren!!

    LG,
    Rhino

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  6. Hey jette, viele liebe grüße aus der 4 Etage der invalidenstraße. Wirklich schöne Fotos. Würde jetzt auch gern woanders sein, nur nicht in Berlin.
    Dann lass es dir besser ergehen, wird ja langsam *grins* viel Spaß mit den kleinen...
    Gruß mewes

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  7. Hey Schwesti :)

    Schöne Fotos und den ganzen Rest(kennst mich ja) ;)
    Hoffe wenn wir uns das nächste mal hören können wi rein bisschen mehr spanisch miteinander reden

    LG
    Dein Brüdi

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